23. Mai 1943
In einer späteren Diskussion über den Flugzeugabschuß am Morgen des 6. Mai wurde behauptet, daß die abgeschossene Maschine bereits brennend über uns hinweggeflogen ist und unsere leichten Geschütze schossen auch noch drauf und wollten genaue Treffer beobachtet haben. Na, da wurde eben eine Flugzeugabschußmeldung eingereicht. Man konnte nie genau feststellen, wer nun das Flugzeug eigentlich abgeschossen hat. Auch wenn mehrere Batterien schwerer Flak auf ein Luftziel schossen, kann man ja nie sagen, die und die Sprengpunkte sind von der Batterie. Wer weiß, mit welchen Schwierigkeiten das Schießen auf Luftziele verbunden [ist], kann sich doch denken, daß wir von der Flak uns über jedes Flugzeug, wo wir mit am Abschuß beteiligt waren, gefreut haben. Entsprechend der Beteiligung am Abschuß bekamen wir dann 1, 2, 3 oder 4 Punkte für das Flakkampfabzeichen zugesprochen.
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9. Mai 1943
Die feindliche Lufttätigkeit war in dieser Zeit gering. Unliebsam geweckt wurden wir erst am 6. Mai, als Schlachtflieger und Jäger im Frühdunst versuchten, den Fliegerhorst anzugreifen. Bis ich aus meiner Baracke kam, Bedienungsposten hatte ich noch keinen, war alles schon vorüber und von den 2 cm Geschützen rief man „Abschuß“ und zeigte auf eine vom Boden hochsteigende Rauchfahne. Sofort mußte ich mit dorthin. Es war ein beschwerlicher Weg. Durch Sumpf und Gestrüpp mußten wir unseren Pfad bahnen, ehe wir an die abgeschossene Maschine kamen. Einige Landser und Russen waren schon herbeigeeilt. Das Leitwerk dieser Maschine lag abgebrochen einige 100 m zurück. Dann kam eine lange Bahn aufgewühlten Bodens, die von einer Bauchlandung herrührte, und am Ende dieser Bahn lag wie ein toter Vogel die Maschine. Kleine bläuliche Flammen schlugen aus dem Motor. Der Pilot wollte wahrscheinlich noch versuchen heraus zu kommen. Er lag etwas seitwärts neben seinem Fallschirm. Er sowie der Schirm waren angesengt, teilweise schon verbrannt. Es sah grauenvoll aus und stank ganz abscheußlich. Während wir so standen kamen 2 Verbände PE 2 [Petljakow Pe-2, leichte Bomber]. Insgesamt etwa 30 Maschinen. Da explodierten auch schon Bomben auf dem Fliegerhorst. Wir sahen dies an den hochsteigenden Rauch- und Staubsäulen. Die Mehrzahl der Bomben fielen allerdings auf die anliegenden Felder. Wir konnten das von unserem Standpunkt alles gut beobachten. Nachdem sich alle Feindflugzeuge verflogen hatten, traten wir den wiederum sehr beschwerlichen Heimweg an. Dem toten Piloten nahmen wir seine Papiere ab und eine Landkarte, auf der der Frontverlauf genau eingezeichnet war, nahmen wir auch zu uns. Als wir wieder in unserer Stellung angelangt waren, wurde nach dieser morgendlichen Aufregung erstmal gut gefrühstückt. Es war mein erster Bombenangriff im Verband. Gottseidank waren wir dabei noch außer Gefahr. Am Abend desselben Tages sollten allerdings meine Nerven wieder auf eine, diesmal etwas härtere Probe gestellt werden.
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21. April 1943
Am 20. April 43 fand die Beförderung zum Gefreiten für uns junge Kanoniere statt. Unser Chef, Oblt. Siebeck, ließ es sich nicht nehmen, seinen jüngsten Soldaten selbst die zweite Schwinge auf die roten Kragenspiegel aufzuheften. Zu essen und zu trinken gab es an diesem Tage viel und gut. Abends mußten Kleber und ich zur BI kommen und dort mitfeiern. Ich konnte mich aber noch nicht in diese Bedienung einleben. Alles war mir noch so fremd.
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16. April 1943
Anfang April bekamen wir ein Fu.MG [„Funkmessgerät“, heute Radar] hinzu. Ich bewohnte mit 4 Mann eine Baracke. Dort konnten wir ungestört schalten und walten. Zu bestimmen über uns hatte ein Uffz. Beckurts, ein riesengroßer Mensch, der sein lautes Organ zu gerne einmal ertönen ließ. Wir nahmen ihn ernst, hatten ja mein Freund und ich noch nicht die Sturheit und die Routine, wie sie die Alten besaßen. Aber so mit der Zeit merkten wir schon, was das für ein Wind war. Später, im April 1944 als „Peter“ aus dem Lazarett wieder zu uns kam und uns beide so sah, wie wir uns eingelebt und welches Vertrauen wir genossen, meinte er zu Ufw. Theißen, es wäre sein Werk, daß wir uns so herausgemacht hätten. Ufw. Theißen gab ihm contra und sagte, er hätte uns durch seine doofe Art nur verdorben.
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12. April 1943
Bald ging eine Parole um, es würde Stellungswechsel gemacht und es gänge nach dem Süden. Es war in der Tat so. Wir packten unser Gepäck und verluden. Der aufgeweichte Boden und der zäh haftende Schlamm bereiteten uns allerhand Schwierigkeiten, die Meßtruppwagen mit den dahinterhängenden Geräten auf die feste Straße zu bringen. Es war nur durch Vorspannen von Zugmaschinen möglich. Das erste Ziel war Smolensk, wo wir in der Narwa-Kaserne übernachteten. Am nächsten Tag ging es dann in schneller Fahrt über die regennasse, bis nach Roslawl schnurgerade führende Straße nach Sechtschinskaja. Das liegt 40 km südlich Roslawl. In der ersten Abenddämmerung erreichten wir den Ort. Das waren große Gebäudekomplexe und ein ausgedehnter Fliegerhorst. Wir mußten noch in tiefer Dunkelheit zu unserer neuen Stellung marschieren und da wir die Orientierung verloren hatten, steckten wir oft bis zu den Hüften im Schnee oder befanden uns inmitten großer Pfützen. Weil die Stellung noch besetzt war, mußten wir in der sog. „Wehrbetreuungsbaracke“ übernachten. Die Stellung wurde in den nächsten Tagen frei und wir konnten daran gehen, die Stellung nach unserem Plane auszubauen. In dem zähen Schlamm hat das nicht viel Vergnügen gemacht. Dazu kam noch, daß es am 1. April noch einmal schneite. Es wurden Baracken weggerissen und woanders wieder aufgebaut, neue Stände gebaut usw. Dies sollte für uns eine Ruhestellung werden und wir sollten längere Zeit da liegen bleiben. So nach und nach kriegten wir schon die Stellung, wie wir sie haben wollten. Mir hat sie jedenfalls gefallen.
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