Beim neuen Chef

14. Februar 1943

Am 13.02. kam der Befehl zum Rückzug und am Sonntag, 14.02., ging es ab. Hier lernten wir unseren Chef, Oblt. Siebeck kennen, wie er zürnend und schreiend umherging. Wir fuhren dann mit unseren Troßfahrzeugen quer über das Rollfeld des Fliegerhorstes. Wenn ein Kfz. im Schnee stecken blieb, wurde er durch einen Panzer wieder herausgezogen. Gegen Abend kamen wir auf die Rollbahn Richtung Wjasma. Es wurde uns gesagt, es gänge nach Smolensk, dort würde ein Stützpunkt aufgemacht. Bei hereinbrechender Nacht hatte mein Lastwagen einen Motorendefekt und wir standen die ganze Nacht mutterseelenallein auf der Straße.

Die Fahrt zur Einheit

11. Februar 1943

Am 30. Januar gelangten wir in Witebsk an und marschierten zu einer Flakergänzungsbatterie, die in einer Kaserne untergebracht war. Hier hörten wir gleich im Radio über die Katastrophe von Stalingrad. Eine Woche später wurde ich mit noch 8 Mann in Marsch gesetzt zur Flak Abt. I/36, die in Nowo Dugino lag. Mit dem Dienstanzug fuhren wir zunächst nach Smolensk. Es herrscht ein graußiger Schneesturm. Dazu waren in dem Eisenbahnabteil keine Fensterscheiben. Wir waren froh, als wir morgens beim Roten Kreuz die erste heiße Nudelsuppe essen konnten. Anschließend verlebten wir einige frohe Stunden im Soldatenheim. Am nächsten Tag waren wir in Wjasma. Mit einem N.S.K.K. [Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps] Omnibus fuhren wir mit bis Nowo Dugino, dann marschierten wir mit unserem Gepäck über das weite, tief verschneite Rollfeld des Fliegerhorstes Dugino und übernachteten in den Unterkunftsgebäuden. Hier lag auch der Stab unserer neuen Abteilung. Nun wurden wir auf die einzelnen Batterien aufgeteilt. Ich kam mit meinem Freunde Gerhard Kleber zur 3. Battrie. Der Troß davon lag in Ladygino. Wir meldeten uns beim „Malinki-Spieß“, erledigten die üblichen Formalitäten und wurden dann in eine Kraftfahrer-Unterkunft geschickt. Wir waren froh, nun endlich einer festen Einheit anzugehören. Mit der Verpflegung konnten wir sehr zufrieden sein. Wir haben uns sogar einmal Kartoffelpuffer gebacken. Der Spieß sagte uns, wir sollten bei nächster Gelegenheit mit nach vorn fahren und in die Gefechtsbatterie eingegliedert werden. Die Batterie lag zum Luftbeschuß in Sychewka. Wir konnten aber nicht dorthin fahren. Infolge Schneestürme und starker Schneefälle kam kein Fahrzeug weg. Uns war das recht.

Der Aufbruch

29. Januar 1943

Am 18. Januar 1943 bestiegen wir in Kassel unseren Güterwagen, der uns nach Witebsk bringen sollte. Die Fahrt ging über Halle, Falkenberg, Frankfurt/Oder, Neu Bentschen zunächst nach Warschau. Dort standen wir einige Tage auf dem Ostbahnhof. Hier war ich Zeuge, wie einige 100 polnische Zivilisten in einen Zug verfrachtet und unter schärfster Bewachung abtransportiert wurden. Die deutsche Polizei machte das in Warschau folgendermaßen: Wurde ein Deutscher in einer Straße umgelegt, so wurde die Straße gesperrt und alle Menschen, ohne Ausnahme, festgenommen. Dann wurden sie entweder verschleppt oder erschossen. Auf einer Straßenbahnfahrt durch die Stadt lernte ich zum ersten Male die Zerstörung durch den Krieg kennen. Unsere Fahrt ging dann über Sieldce, Wolkowice, Baranowice nach Minsk. Hier lernten wir erstmals Kältegrade über -30° kennen. Winterbekleidung hatten wir keine. Auf der Weiterfahrt wurde nachts größte Bereitschaft befohlen gegen Partisanen. Wir alle hatten französische Gewehre mitbekommen. Die Munition, die wir dazu hatten, paßte aber für diese Waffe nicht, so daß wir uns im Ernstfalle hätten gar nicht verteidigen können.

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