Sonntag, 9. Mai 1943
Die feindliche Lufttätigkeit war in dieser Zeit gering. Unliebsam geweckt wurden wir erst am 6. Mai, als Schlachtflieger und Jäger im Frühdunst versuchten, den Fliegerhorst anzugreifen. Bis ich aus meiner Baracke kam, Bedienungsposten hatte ich noch keinen, war alles schon vorüber und von den 2 cm Geschützen rief man „Abschuß“ und zeigte auf eine vom Boden hochsteigende Rauchfahne. Sofort mußte ich mit dorthin. Es war ein beschwerlicher Weg. Durch Sumpf und Gestrüpp mußten wir unseren Pfad bahnen, ehe wir an die abgeschossene Maschine kamen. Einige Landser und Russen waren schon herbeigeeilt. Das Leitwerk dieser Maschine lag abgebrochen einige 100 m zurück. Dann kam eine lange Bahn aufgewühlten Bodens, die von einer Bauchlandung herrührte, und am Ende dieser Bahn lag wie ein toter Vogel die Maschine. Kleine bläuliche Flammen schlugen aus dem Motor. Der Pilot wollte wahrscheinlich noch versuchen heraus zu kommen. Er lag etwas seitwärts neben seinem Fallschirm. Er sowie der Schirm waren angesengt, teilweise schon verbrannt. Es sah grauenvoll aus und stank ganz abscheußlich. Während wir so standen kamen 2 Verbände PE 2 [Petljakow Pe-2, leichte Bomber]. Insgesamt etwa 30 Maschinen. Da explodierten auch schon Bomben auf dem Fliegerhorst. Wir sahen dies an den hochsteigenden Rauch- und Staubsäulen. Die Mehrzahl der Bomben fielen allerdings auf die anliegenden Felder. Wir konnten das von unserem Standpunkt alles gut beobachten. Nachdem sich alle Feindflugzeuge verflogen hatten, traten wir den wiederum sehr beschwerlichen Heimweg an. Dem toten Piloten nahmen wir seine Papiere ab und eine Landkarte, auf der der Frontverlauf genau eingezeichnet war, nahmen wir auch zu uns. Als wir wieder in unserer Stellung angelangt waren, wurde nach dieser morgendlichen Aufregung erstmal gut gefrühstückt. Es war mein erster Bombenangriff im Verband. Gottseidank waren wir dabei noch außer Gefahr. Am Abend desselben Tages sollten allerdings meine Nerven wieder auf eine, diesmal etwas härtere Probe gestellt werden.