Neue Ziele

12. August 1943

Eines abends begann der Russe wieder mit stärkeren Nachtangriffen. Es begann so, daß sich ein Flugzeug in der ersten Dunkelheit unbemerkt heranpirschen konnte. Durch die Explosion von zwei Bomben war mit einem Male die gesamte Abwehr in Aktion. Diese Nacht ging noch sehr haarig zu. Bomben fielen in bedrohliche Nähe. Leutnant Kruchen mußte öfters den Befehl: „Köpfe weg!“ geben. In solch einer Nacht geschah es auch, daß von unseren vier schweren Geschützen ein einziges schoß. Alle anderen waren für kurze oder längere Zeit ausgefallen. Aber immerhin kamen wir auch auf über 1.200 Schuß pro Nacht. Aber der Erfolg: gleich Null. Oblt. Hendel sagte in einer kurzen Ansprache, daß diese Nacht unter einem unglücklichen Stern stand. Auf dem Rollfeld wurden einige Maschinen zerstört. Kein Feindflugzeug aber abgeschossen. Er sagte, daß der Russe nachts jetzt die schnellen „Douglas-Boston“ einsetzt, die schwer zu bekämpfen sein. Er sagte, wir sollen Sekundenmenschen sein, er sprach von Einsatzbereitschaft, Zähigkeit usw.

Aber auch diese schöne Erholungs- und Ruhezeit in dieser Stellung neigte sich dem Ende zu. Man munkelte von Stellungswechsel, Erdeinsatz usw. Unsere Fahrgestelle, Geräte und unsere Sachen wurden überprüft und ergänzt. Dazu kam noch, daß Hauptmann Siebeck nach Deutschland versetzt wurde. Als neuer Chef traf Oblt. Reinecking ein. Dieser schien sehr viel auf äußeres Erscheinen zu legen, denn er kam im Prunkanzug mit allen Orden, trug eine Schirmmütze. Hielt eine kurze und bündige Begrüßungsansprache. Dann war er unser Chef. Ihm sollte es vorbehalten sein unsere Batterie zu großen Erfolgen zu führen und unvergänglichen Ruhm zu erwerben.

So wurde der Stellungswechsel vorbereitet und als am 11. August die uns ablösende Batterie eintraf, gingen wir aus unseren Ständen und gingen auf einer Wiese daneben in Stellung. Nun konnte mal ein „Ivan“ kommen. Zwei Batterien nebeneinander, das hätte einen Feuerzauber gegeben. Die Nacht zum 12. schliefen wir zum letzten Mal in unserer Baracke. Zum letzten Male unter Wanzen. Das wurde ja in den letzten Tagen so toll, daß die Hälfte der Bedienung in unser Werkzeug“butze“ oder auf dem Dach des z.b.V. [„zur besonderen Verwendung“] Bunkers schlief.

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