Verbrauchsstarke Abwehrmusik

15. September 1943

Durch großen Munitionseinsatz bei den Fliegerangriffen hatte sich unser Munitionsbestand stark verringert. Wir hatten noch etwa 15 Schuß, da kam wieder ein Verband Kampfflieger angeflogen. Das Feuer wurde eröffnet. Die erste Gruppe pfiff dem Feinde entgegen, die 2. ebenfalls, bei der 3. schoßen nur noch zwei Geschütze und schließlich schoß nur noch eines. Dann war es aus!

Reineking geriet aus dem Häuschen. Er rief die Abteilung an, er rief die Funker an, bei jedem stellte er den dringenden Hilferuf nach Munition. Und währenddessen flog der feindliche Verband schön unbehelligt vorbei. Reineking schimpfte, aber das half auch nichts, denn wir mußten tatenlos zusehen, wie die [Petljakow] PE 2 daherflogen. Aber ein LKW von uns war schon unterwegs ins Munition-Lager.

Nach einiger Zeit kam der Wagen bis oben hin beladen mit Munition. Was verfügbar war mußte mit diese Geschosse zu den Geschützen schleppen. Da kam schon wieder eine Anzahl Tiefflieger hereingeflogen. In unseren Raum. Reineking schrieh aus Leibeskräften, der Muni-Wagen soll aus der Stellung fahren. Diesmal war Reineking beruhigt, daß er wieder schießen konnte. Mir kam es vor, als wären wir wie ein starkes Tier, das sich vorher nicht wehrend konnte, aber jetzt mit geballter Kraft und angesammeltem Vorrat auf den Gegner stürzt. Unsere 8,8 Kanonen schossen aber auch mit tadelloser Feuerdisziplin. Nur der uns zugeteilte leichte Zug schoß an diesem Tage sehr schlecht, worüber sich unsere 2 cm Leute sehr ärgerten, was sie auch laut und deutlich zum Ausdruck brachten.

Ich habe mir manchmal gewünscht, unsere Angehörigen in der Heimat sollten einmal bei uns sein, oder sollten einmal hören, wie es bei einem Angriff hergeht. Zuerst der gellende Alarmruf, dann das Einarbeiten und Einspielen am Gerät, ein Motor surrt leise, Bedienungsleute rufen Zahlen aus, einige Zwischenkorrekturen des Schießenden, dann das langsam und deutlich gesprochene Feuerkommando und kurz darauf die ersten Abschüsse. Man hört das an- und abschwellenden Dröhnen der Flugzeuge, die heftige Abwehrbewegungen machen. Man vernimmt das Pfeifen und das dumpfe Donnern explodierender Bomben. Plötzlich fängt auch noch die leichte Flak zu bellen an und vervollständigt noch mit ihren Abschüssen und Sprengpunkten die Abwehrmusik einer schweren Flakbatterie.

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