Neuer Alltag
28. Juni 1943
Ende Juni sagte mir Ufw. Theißen, daß ich nun in seine Bedienung komme. Ich war nun froh, endlich in eine Gefechtsbedienung aufgenommen zu werden und einen festen Bedienungsplatz zu bekommen. Diesen Posten habe ich bis zur Auflösung der Batterie innegehabt. Und ich wußte darin genau Bescheid, in dieser „ballistischen“ Angelegenheit.
Bis ich in die B I eingereiht wurde war ich in der B II immer noch unter der Fuchtel vom langen Beckurts. Der Dienstplan sah vormittags und nachmittags je 2 Stunden Dienst vor, Unterricht oder andere Ausbildung. Und dieser Dienst fiel auch dann noch aus, wenn wir nachts mal längere Zeit Alarm hatten. So ließen wir uns das Leben gefallen. Früh konnten wir bis kurz vor 9h schlafen, frühstückten bei flotter Radiomusik, machten dann bis 11h Dienst, da brauchten wir nur jemandem zuzuhören, was der uns erzählte. Nach dem kräftigen Mittagessen hörten wir Musik, oder wer müde war, legte sich bis 14h auf die faule Haut. Dann wieder 2 Stunden ruhiger Dienst. Anschließend folgte der Feierabend. Der Verpflegungswagen kam und brachte die kalte Verpflegung. Wir aßen noch einmal richtig und vertrieben uns die Zeit wie wir wollten. Kein lautes Wort fiel, alles ging so ruhig und selbstverständlich vor sich, daß ich darüber ganz überrascht war. Ich war nur das laute Treiben, das Streiten und Krakeelen in der B II Baracke gewohnt, so daß mir die Ruhe in der B I direkt feierlich vorkam. Ich gab nun meinen Teil dazu und versuchte dieses kameradschaftliche Leben nicht zu stören. Als „Neuling“ war ich auch erst schüchtern und zurückhaltend. Aber von Tag zu Tag fand ich mich mehr zu den anderen hin und ich fühlte sie sahen in mir einen Kameraden, als wenn ich schon jahrelang zu ihnen gehörte. Wenn ich heute die Zeit in der B I überblicke, so muß ich dankbar sein, solche Kameraden bekommen zu haben. Bekam einer ein Paket, so kam es auf den Tisch und wir konnten uns nehmen was wir wollten. Gab es Marmelade oder Kunsthonig für uns, so wurden die Behälter auf den Tisch gestellt und es regte sich niemand auf, ob ich nun 3 oder 4 Schnitten mehr davon aß. So könnte ich noch eine ganze Reihe solcher Beispiele bringen. Sie alle [zeigen] welcher Geist in dieser Bedienung herrschte. Was uns Mannschaften noch außer dem Dienst Beschäftigung gab, war der Richtposten und die Feuerbereitschaften. Das ging schon früh ½ 3h los und ging bis abends 10h. Aber abends besuchten uns immer Flieger vom Fliegerhorst und wollten von uns in die Geheimnisse des Flakschießens eingeweiht werden. Andere wieder erzählten uns interessante Sachen von ihren Flügen gegen den Feind.