Schreiberling

13. September 1943

Da die Luftangriffe in die Nähe der Stellung immer zahlreicher wurden und auch Artillerie Einschläge immer näher kamen, hatte sich Reineking doch entschlossen, am nächsten Morgen, Montag dem 12.9., in allerfrühe diese Stellung zu verlassen, und eine Neue, etwas weiter rückwärts zu beziehen. Die Nächte waren zu jener Zeit schon recht kühl. Den Übermantel und Handschuhe konnte man schon gebrauchen. Sogar das Wasser in den Waschschüsseln hatte früh schon eine Eisdecke. Die Vorbereitungen für den Stellungswechsel wurden abends schon getroffen. So beluden wir bei aufgehender Sonne unsere Fahrzeuge und fuhren in die neue Stellung. Sie lag hinter Buda Staraja, etwa war sie der Mittelpunkt des Dreiecks Buda Staraja – Lechowo – Phillimony.

Die Geschützstellung lag in einer Mulde, während die B I etwas erhöht lag und eine gute Fernsicht hatte. Die ersten Arbeiten wurden gemacht und unser Gerät in Stellung gebracht. Ich half gerade fleißig mit, als mich unser Chef laut rief um wieder zum Troß zu fahren. So fuhr ich denn mit dem Chefwagen los. In der Protze ging auch gleich das Schreiben los. [Oberwachtmeister] Owm. Jäger, der z.b.V. Uffz. Selig und ich difftelten nun den Gefechtsbericht aus. Es war für mich nicht leicht, ihren Gedankengängen zu folgen und ich hatte den ganzen Tag über voll und ganz zu tun, gerade daß die Zeit für das Mittagessen heraussprang. Gegen Abend fuhr ich dann mit dem Alten wieder mit in die Feuerstellung zurück. Meine Kameraden hatten am Tage den Stand gebaut und die Zelte aufgebaut und innen schön ausstaffiert, so daß ich mich sozusagen ins gemachte Nest setzen konnte. Von einem nahen Feld hatte unser Tünn einen Sack Kartoffeln organisiert, davon haben wir uns schöne Bratkartoffeln gebraten.

Am nächsten Morgen früh wollte ich wieder zum Troß fahren. aber es verschob sich etwas, weil der Abt. Kdr. Major Wendt kommen wollte. Er kam denn auch und wir mußten alle antreten. Dann hielt er eine kurze Rede, freute sich, daß seine Abteilung sich so glänzend bewährt hat und war voll des Lobes für die 3. Batterie. Er hat aber vergessen zu berichten, wie er sich bei diesen Kämpfen verhalten hat, daß er beizeiten nach rückwärts Land gewonnen hat. Anschließend zeichnete er einige Leute mit dem EK II und EK I aus und nahm Stellung zu der Tat von Oblt. Reineking. Dabei sagte er, daß es nicht in seiner Macht läge ihn auszuzeichnen, sondern seine Leistungen würden von höherer Stelle gewürdigt werden. Das war für uns wieder ein Zeichen, daß wohl bald das Ritterkreuz ankommen wird.

Nachdem sich Wendt wieder davongemacht hatte, nahm mich mein Chef wieder mit in die Protze. Dort wurde dieser Gefechtsbericht nach und nach so ausgeklügelt, daß er nach etwas klang. Es war immer das alte Lied. Aus 1 wurde 10 gemacht usw. Und es kam auch darauf an, aus all diesen Kämpfen drei getrennte Kampfhandlungen herauszuschälen, damit für die Beteiligten das Erdkampfzeichen eingereicht werden konnte.

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