Naher Treffer
11. September 1943
Wieder kam ein Schwarm Tiefflieger heran. Diesmal hatten sie es aber auf uns abgesehen. Tief kamen sie angebrummt. Wir schossen ihnen schon entgegen. Da blitzte es bei ihnen an den Tragflächen auf und wir wußten: sie schießen auf uns! Wieder war bei uns allen die Mahnung vergessen, an die uns von Greim wieder erinnert hatte: bei Bombenwürfen und Bordwaffenbeschuß hat jeder am Gerät zu bleiben und nicht in Deckung zu gehen. Es soll auch in solchen gefährlichen Augenblicken weitergeschossen werden, und es verschwand alles bis auf wenige Ausnahmen, in das schützende Loch. Es war doch der Selbsterhaltungstrieb des Menschen stärker als Befehle von Leuten, denen es auf ein paar Soldaten nicht drauf an kam.
Kaum war das letzte Feindflugzeug vorüber, so ertönte auch schon der Ruf nach dem Sanitäter aus der Geschützstellung. Die betreffenden Leute waren sofort auf den Beinen und schon brachte man den Fahnenjunker-Uffz. Fixl herangetragen. Der Chef ließ schnell seinen Wagen kommen und ließ den Verwundeten fortschaffen. Was war passiert: Die Schlachtflieger hatten unsere Stellung beschossen und unter anderem auch den Munitionsstapel vom Geschütz „Berta“ getroffen. Einige Kartuschen waren explodiert und ein Stück Kartuschhülse traf Uffz. Fixl am Oberschenkel. Sonst war in unserer Stellung nach diesem Angriff weiter nichts passiert.
Da wahrscheinlich die feindlichen Truppen in großer Übermacht waren und die Kampfhandlungen einen für uns ungünstigen Verlauf nahmen, trat an diesem Tage die deutsche Luftwaffe auch mit in die Kämpfe ein und zwar mit starken Kräften. Es erschienen starke Verbände [Junkers] Ju 88, [Heinkel] He 111 und Stukas in der Luft. Aufmerksam folgten wir durchs Glas ihrem Verhalten in der Luft. Wo sie angriffen standen überall gewaltige Qualm- und Rauchpilze in der Luft. Daß auch die alte He 111 eine sehr starke Bordwaffenbestückung hat, (wir zählten in Sechtschiwokaja an einer He 111 über 12 überschwere MGs, ) zeigte uns folgendes Ereignis: An einen von deutschen Jägern unbeschützten Verband He 111 wagten sich zwei feindliche Jäger heran. Einer versuchte von unten die Maschinen anzugreifen. Wir hörten einen kurzen Feuerstoß und schon kam „Iwan“ senkrecht herunter. Nicht weit von uns saußte er in die Erde und explodierte mit greller Stichflamme. Der zweite Russenjäger zog es vor sich zu entfernen. So war für uns in der Luft egal etwas los. Dazu kam noch, daß der Feind jetzt auch noch in unsere Nähe mit einem ziemlich großen Kaliber schoß. Nicht weit hinter uns stehenden deutsche Artillerie schoß ihrerseits auch knapp über uns hinweg, so daß wir allemal bei dem scharfen Geschoßknall schrecklich zusammenfuhren.