Erster Großkampftag
11. September 1943
Der erste Großkampftag war der 10.9. Er begann wie jeder andere Tag auch. Gleich am Morgen kam ein [Petljakow] PE-2 Verband. In schrägem Vorbeiflug flogen sie knapp vorbei. Mittags und abends kamen auch PE-2 Verbände. Immer hatten wir Glück, immer waren es schöne Vorbeiflüge, die schön ruhig beschossen werden konnten.
Bei einem Angriff hatte ich Flugmeldeposten, war also dabei nicht an der konzentrierten Arbeit am Gerät gebunden und konnte somit die Anflüge und das Schießen vortrefflich beobachten. Ganz deutlich sah ich die Kondensstreifen, die die Geschosse hinter sich herzogen bis auf den absteigenden Ast. Wenn wir dachten, die PE-2 sind wieder abgeflogen und wir haben Ruhe, da kündigten die Tiefflieger durch ihr scharfes Brummen ihr Kommen an. Die erste Meute, die uns anflog, war durch das plötzliche, wohlgezielte Feuer unserer 2 cm Kanonen ziemlich überrascht. (Da unser leichter Zug beim letzten Erdeinsatz alle Waffen und Geschütze verloren hatte, war uns ein leichter Zug von einer unseren leichten Battr. zugeteilt.) Der zweite [Iljuschin] IL-2 Verband, der angebrummt kam, nahm uns schon stärker aufs Korn. Aber das Glück stand uns immer zur Seite.
Die noch folgenden Tieffliegerangriffe an diesem Tage waren nun auf uns abgesehen. Nun kamen sie direkt auf uns zu. Verbotenerweise ließen wir einmal kurz die Augen von unserer Arbeit und sahen die grellen Blitze der Abschüsse ihrer Bordkanonen. Irgendjemand rief ein unbedachtes Wort und unruhig und nervös, verließ das Gerät und verschwand in Deckung. Das war das Signal für die übrige Bedienung. Es sprang alles in Deckung und ließ den Angriff über sich ergehen. Kurz vor uns lösten die Schlachtflieger ihre Raketensplitterbomben mit dem eingenartigen Geräusch aus. Wir erwarteten nun daß bei uns alles hochfliegt. Aber ganz im Gegenteil. Wir hatten die Wirkung dieser Bomben gewaltig überschätzt. Sie bohrten sich in die Erde, ein Puffen und etwas Erde flog hoch. Das war alles. Nicht einmal das Zelt unseres Chefs wurde durch den Luftdruck umgeblasen, obwohl dicht daneben so ein Ding explodierte.
Unsere 8,8 Kanonen schossen im Nahfeuer auf diese Maschinen und wir konnten auch beobachten, wie ein IL-2 ausscherte und notlandete, allerdings, wie sich später erst herausstellte, auf russischem Gebiet. Besondere Achtung muß ich vor den Kanonieren der 2 cm Geschütze zollen. In Badehosen saßen sie am Geschütz und schossen zum Feind, unbeachtet der Bordkanonen- und Splitterbombenabschüsse. Ohne Unterlaß schleppten andere die schweren Kisten mit Munition heran. Ein jeder von ihnen tat wirklich seine Pflicht. Etwa 100 m von unserem Stand entfernt lag an einem Zaune ein Stapel Nebelwerfer-Munition. Und ausgerechnet rings um diese Geschosse waren zahlreiche Einschläge. Wäre auch nur einer in diesen Stapel hinein, dann wäre wohl von uns nicht mehr viel übrig geblieben.
Es kamen zwar noch manche Tiefflieger an diesem Tage, aber deren Angriffsraum schienen die deutschen Infanterielinien und Artillerie Stellungen gewesen zu sein, denn sie umflogen uns immer in respektvollem Abstand. Als es langsam dunkelte und wir etwas zur Ruhe kamen, konnten wir erst einmal die Kämpfe des Tages überblicken. Ob wir erfolgreich waren? 4 oder 5 Maschinen kamen jedenfalls vom Himmel. In der Umgebung liegende Heerestruppenteile waren voller Anerkennung für uns. Unser Uffz. Beckurts machte sich gleich auf, um Bestätigungen für unsere Abschüsse zu holen. Dabei kam er bis in die vordersten Linien. Aber hat Leute gefunden die genau beobachtet hatten, daß wir die Maschinen abgeschossen hatten. So verlief der erste Großkampftag in Buda Staraja.