Ersehnte Kartoffeln
Sonntag, 15. August 1943
Am Sonntag, 14.8. (Flakreisetag) packten wir wieder zusammen. Vormittags war das Wetter schön. Es ging nach Jnotchkino zurück und dann rechts ab auf die Straße nach Jelnja. Da fing es an zu regnen. Im Nu waren die staubigen Straßen mit zähem Schlamm überzogen, sodaß die Fahrer höllisch aufpassen mußten, um nicht abzurutschen oder steckenzubleiben. Auf dieser Fahrt nach Jelnja lernte ich nun einmal Rußland kennen. Die Straßen waren eine einzige Schlamm- und Pfützenfläche, die Häuser ärmlich gebaut und mit allem Möglichen geflickt und ausgebessert, die Bevölkerung liederlich gekleidet. Die Felder waren ungepflegt, bis man schließlich nur noch eine Grassteppe sah. Die Stadt Jelnja selbst war fast ausgestorben. Wir fuhren dann auf der Straße nach Spass-Demensk etwa noch 15 km und gingen dann etwas abseits nahe dem Dorfe Medweshja mitten in einem Buschgelände in Stellung.
Da die Front von hier nur 12 km entfernt war, mußte alles getarnt werden. Die Geschützrohre waren so mit Zweigen umwickelt, daß man sie für einen Baum halten konnte. Das Bauen der Zelte war kein Genuß, denn in dem vom Regen naßen Grase schien es kein gutes Lager zu geben. Aber nachdem genug Stroh herangeschafft worden war, konnten wir unsere Zelte ganz gut einrichten.
Unser erstes Mittagessen in dieser Stellung brachte endlich wieder Salzkartoffeln und Goulasch. Schon während der letzten Zeit in Sechtschinskaja waren unsere Kartoffeln zu Ende gegangen und so gab es ungefähr 14 Tage lang nur Nudeln, Makkaroni, Reis und Graupen in allen möglichen Zubereitungen. Jetzt hatte man wieder Kartoffeln auftreiben können und da gab es auch gleich wieder ein Kochgeschirr voll. In diesen Tagen hat auch unser junger, kochgewandter Werner Lotz aus 8 l Milch einen Pudding für uns zurecht gemacht, der sich wirklich sehen lassen konnte. Unser Meßtruppführer war in dieser Zeit Uffz. Bodenschatz. Ufw. Theißen war auf Urlaub. Mit Bodenschatz kam ich vorerst nicht so gut aus. Sei es weil er uns junge Gefreite gern etwas hintenanstellte oder sei es wegen seines Wesens und Verhalten was mir gar nicht gefiel und nie zugesagt hat.