Ungewöhnlicher Chef
Mittwoch, 23. Juni 1943
Der Chef, der inzwischen zum Hauptmann gemachte Siebeck, war nicht da, er mußte den Abtlg. Kdr. vertreten. Oblt. Heudel kam auch bald fort. Bei seinem Abschied beteuerte dieser Kerl, er wäre doch zu gerne bei „seiner“ Batterie geblieben. Aber „so Gott will“ müßte er nun fort. (Froh war er doch, daß er aus dem gefährlichen Gebiert fortkonnte.) So vertrat den Chef Oblt. Schönberg, ein Chemnitzer. Das war ein prachtvoller, junger Kerl. Der machte allerhand Dummheiten mit. Er brachte einen ganz anderen Geist in uns hinein. Ich weiß gerade noch, wie er nach einem Fußballspiel vollkommen nackt in unseren Brunnen stieg und dann als Offizier im Adamskostüm durch die Batterie spazierte. Er nahm eben alles auf die leichte und lustige Seite. Lt. Kruchen machte das Treiben auch mit. Er konnte ja auch nicht anders. Das jugendliche Verhalten Schönbergs war es auch, was ihn später mit Reineking so verfe[]nde. Nach seiner Meinung wäre „Schönberg kein Offizier“. Selbst Spieß Hampe mußte betrübt zusehen, als Schönberg sämtliche vorgesehene Apelle vom Dienstplan strich. Das war Hampes Spezialität, Apelle durchzuführen. Man konnte dabei mal auffallen, machte vielleicht mal Nachapell mit, aber sonst hatte es weiter nichts auf sich. Meine Sache war immer am Tage des Karabiner-Apells mich im Kino zu amüsieren.