Nachschlag
11. Juni 1943
Der Russe kam am 7. und 8. nachts wieder und warf zahlreiche Leuchtbomben ab, um den Erfolg seines Großangriffs festzustellen. Wahrscheinlich war dieser recht mangelhaft, sodaß er noch einen konzentrischen Angriff startete. Das war am 9. um die gleiche Zeit, wie am 7. Diesmal waren es aber über 150 Maschinen.
Es begann genau so wie am 7. Meldungen kamen, Jäger stiegen auf, Sirenen heulten, große Spannung überall. Und dann kamen sie wieder aus allen Richtungen. Hoch und tief flogen sie und kreuz und quer. Wir beschossen immer den Verband, der für uns am gefährlichsten war. Da plötzlich eine große Wolke pechschwarzen Rauches in der Luft. Eine [Iljuschin] IL2 hatte einen 8,8 Volltreffer bekommen und wurde zerrissen. Ein Verband [Petljakow] PE2 warf Phosphor ab, der grell gelb brennend, eine lange Rauchfahne hinter sich lassend, zu Boden flog. Das Zeug war aber schlecht geworfen, und es fiel in ein Dorf und setzte dort einige Hütten in Brand, anstatt auf dem Fliegerhorstgelände Schaden anzurichten.
Die Luft über uns glich einem höllischen Inferno. Die leuchtenden Ketten der 2 cm saußten durch die Luft, die gelben Kugeln der 3,7 und 5 cm pfiffen dem Feind entgegen und dazwischen überall die schwarzen Sprengwolken der schweren Flak. Die Flakabschüsse, das Heulen der Bomben, das Explodieren der Granaten, das dröhnende Brummen der Abwehrbewegungen der Flugzeuge: alles das war ein Höllenkonzert, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Es wurde manchmal so gefährlich (oder sah wenigstens so aus), daß sogar die B II am Boden lag. Und in diesen Augenblicken stand Oblt. Heudel auf dem Erdwall der B I, er wollte sich wahrscheinlich mit diesem „tapferen Verhalten“ das lang ersehnte EK II erwerben. Er hat es später auch bekommen. Aber auch das Schlechteste geht ja vorüber, und so wurde auch an diesem Abend wieder Ruhe. Diesmal sind rund 200 Flugzeuge eingeflogen und davon wurden 20 abgeschossen. 12 durch Jäger, 8 von der Flak.
Das waren 2 schwere Tage für die Flak von Sechtschinskaja und, ich glaube, wir können stolz auf unseren Einsatz und auf unsere Erfolge sein. Die folgenden Nächte waren noch sehr reich an Einflügen, aber ernsthafte Schäden wurden nicht angerichtet. Von dem letzten russischen Großangriff wäre noch zu bemerken, daß auf dem Rollfeld 2 oder 3 Maschinen getroffen wurden. Im Großen und Ganzen war der russische Erfolg sehr „malo“.